Deutschland das Land der Dichter und Denker. Kaum ein anderes Land steht für solch einen Erfindungsreichtum und zukunftsträchtige Produkte. Die digitale Revolution und somit das weitere „D“, das uns zu einem harmonischen Dreiklang noch fehlt, scheinen wir jedoch zu verpassen. Universitäten streichen Lehrangebote im Feld der Informatik und Deutschland verliert im Bereich Digitalisierung den Anschluss an Nachbarländer.

Durch unsere Kooperation mit der Nordakademie Graduate School im Hamburger Dockland wollen wir genau diesem Abwärtstrend entgegenwirken. In Zusammenarbeit mit jungen Nachwuchstalenten gestalten wir schon heute die Beratung von morgen. Mit diesem Beitrag werfen wir einen Blick hinter die Kulissen des Projektes um unseren konzipierten Chatbot. An welchen Stellen mussten die Studierenden schrauben und welchen Herausforderungen sind sie innerhalb des wissenschaftlichen Arbeitens begegnet?

Deutschland, wie steht es um deine Digitalisierung?

Laut des Digital Riser Reports , der Ende letzten Jahres erschien, verschlechtert sich Deutschland zunehmend im internationalen Vergleich. Der Report untersucht die digitale Wettbewerbsfähigkeit von 137 Ländern anhand von zehn gleich gewichteten Parametern, die vom Angebot für Risikokapital über die technologischen Fertigkeiten der Bevölkerung bis zur Veränderungsbereitschaft von Unternehmen reichen. Das Ergebnis: Neben Frankreich und Italien hängen weitere Staaten Deutschland in Sachen Digitalisierung ab. Wirft man einen Blick auf die Studie, so erkennt man schnell, dass Deutschland unter den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20) weit abgeschlagen lediglich auf Platz 17 landet.

Umso besorgniserregender ist es, dass nicht nur Deutschland im internationalen Vergleich, sondern auch Hamburg im nationalen Ländervergleich laut einer Studie des Stifterverbandes in der Forschung im Bereich Digitalisierung an Hochschulen zurückliegt. So gibt es in Berlin 190 Professuren für Informatik, in München insgesamt 150 und in Hamburg 80. Von diesen entfallen gerade mal 23 an die Universität Hamburg. Mit dem Projekt „ahoi.digital“ versprach die Stadt 2017 dieses Ungleichgewicht aufzuheben und weitere Professuren zu schaffen. Die Anschubfinanzierung der Behörden für das Projekt liefen jedoch bereits Ende 2020 aus. Ein Stopp des Informatik-Ausbaus bedeute außerdem, dass 100 im Rahmen von „ahoi.digital“ geplante zusätzliche Studienplätze nicht geschaffen werden könnten.

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Falsches Zeichen für interessierte Studierende

Ein schlechtes Signal, findet nicht nur unser Team von BOLD, sondern auch die Studierenden und das Lehrpersonal der Nordakademie Graduate School. Möchten wir im nationalen und internationalen Vergleich nicht länger abgehängt werden, so ist es an der Zeit insbesondere die Nachwuchstalente Deutschlands gezielt zu schulen und zu fördern. Genau aus diesem Grund ist die Kooperation zwischen der Nordakademie Graduate School und BOLD Consulting entstanden. Zusammen sind wir der Theorie auf den Grund gegangen und konnten sie praxisorientiert umsetzen. Aus Wissenschaft wird Realität zum Anfassen. Durch den unternehmerischen Praxisbezug konnten wir bereits eine extrem hohe Lernkurve innerhalb der Gemeinschaft der Studierenden feststellen. Wir wollen im dritten Teil unserer Blogreihe einen Blick in die Kombüse unseres Projektes werfen und Aufschlüsse über unsere Arbeit liefern.

In eigener Sache: Ein Projekt, an dem wir alle wachsen

Das Projekt stützt sich auf die Integration eines Chatbots. Die Abstimmung der Fragen, die in der Analysephase über den Chatbot gestellt und im Anschluss ausgewertet werden, nehmen einen wichtigen Part unseres Projektes ein. Vom ihrer Genauigkeit hängt die Güte des Befragungsergebnisses und damit der abzuleitenden Hypothesen ab. Durch unsere jahrelange Expertise wissen wir von BOLD, wie wichtig die richtige Fragestellung ist, um zu aussagekräftigen Ergebnissen zu kommen. Dieses Wissen in die Projektgruppe zu transportieren, Anleitung zu geben ohne zu sehr Einfluss zu nehmen ist knifflig, aber auch hoch spannend. Nicht nur die Studierenden erlebten also eine gesteigerte Lernkurve. Auch wir konnten an diesem Projekt wachsen und von den Studierenden lernen. Zu Beginn standen alle vor der Aufgabe ein gemeinsames Projektthema zu finden, welches sowohl den wirtschaftlichen Ansprüchen der potentiellen Kund:innen als auch den wissenschaftlichen Ansprüchen der Hochschule und den Ansprüchen an das Feld der Künstlichen Intelligenz gerecht wird.

Methoden und wissenschaftliches Arbeiten

Die Studierenden Bennet, Konstantin und Finn arbeiteten am Methodenteil des Projektes. Sie kümmerten sich um die theoretische Umsetzung und die konzeptionellen Aufgaben, die in diesem Stadium anfallen. Es wurden verschiedene Chatbot Anbieter gesichtet und die angewendeten Technologien auf ihre Funktionsumfänge geprüft. Die Vision des Chatbots auf Leistung und den tatsächlichen Mehrwert für Konsument:innen zu überprüfen, war in dieser Phase der Entwicklung von basaler Bedeutung. Daher konzipierten die drei Studierenden ein Prototyp mit dem Programm „Azure“, der eine realistische Einschätzung bezüglich der Umsetzbarkeit des Projektes liefert. Gerade die beruflichen Erfahrungen, die Finn bereits sammeln konnte, lassen die Fäden hierbei zwischen Praxis und Theorie zusammenlaufen. Für ihn bestand die große Herausforderung in der Untermauerung der Thesen durch geeignete Quellen. Um dem Anspruch einer wissenschaftlichen Arbeit gerecht zu werden, mussten seine praktischen Erfahrungen durch fundierte Quellen gestützt werden. Dieser Prozess erwies sich als langatmig und dennoch lohnend. Vor die erste große Hürde stellte sie dabei die Programmierung eines Crawlers, der über die Twitter API gefilterte Tweets in einer CSV Datei speichert. Dafür mussten sie sich Kenntnisse in der Programmierung aneignen, die sie nicht für den Arbeits- und Unialltag brauchen. Diese und weitere Herausforderung konnten die drei jedoch meistern. Es konnte ein Business-Modell entwickelt und Kostenstrukturen definiert werden.

Rechtslage und die Angst vor neuen Technologien

Anneke hingegen arbeitete an den psychologischen Grundlagen, die in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz und einem Chatbot stehen. Welche Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen werden aus psychologischer Sicht geboten? Insbesondere kommt es hier auf die Überwindung von Risiken der Angst vor Technologie im Allgemeinen und der Akzeptanz dieser an. Zusammen mit Marcel kreierte Anneke zudem einen Teil des Chatbots. Dies führt dazu, dass es der BOLD Consulting in Zukunft erleichtert wird, zielgerichtete Interviews zu führen. Durch die Abfrage von gewissen Informationen im Vorfeld von Gesprächen wird eine effizientere Beratung möglich. An dieser Stelle zeigte sich jedoch die Herausforderung, eine gemeinsame wissenschaftliche Basis für den Fragenteil des Chatbots zu schaffen. Wissenschaft und Praxis lassen sich nur bedingt miteinander vereinen und korrelieren nicht in allen Punkten miteinander.

Die Komplexität der Recherche zu rechtlichen Grundlagen ist ebenso nicht von der Hand zu weisen. Die Rechtlage zu DSGVO und BDSG ist grundlegend für die Konzeption des Chatbots und seine Einsatzmöglichkeiten. Anneke blickte nicht auf eine juristische Laufbahn zurück und kam bisher nicht mit Rechtsthemen in Berührung. So ist es völlig plausibel, dass ein Einlesen viel Geduld und Durchhaltevermögen erforderte. Die daraus resultierenden Implikationen für die BOLD Consulting wurden nicht leichtfertig getroffen und immer wieder auf ihr Gehalt geprüft. Annekes Part war vor allem für die Diskussion innerhalb des Masterprojekts und den abschließenden Ausblick von zentraler Bedeutung.

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Theorie und aktuelle Forschungsstände

Marcel und Tim erarbeiteten parallel zu den anderen Studierenden den theoretischen Teil des Projektes. Die wissenschaftlichen sowie die theoretischen Grundlagen, die für die anschließenden Kapitel relevant sind, müssen recherchiert und dokumentiert werden. Hierbei geht es vor allem um den grundlegenden Forschungsstand zur Künstlichen Intelligenz und den Status von Künstlicher Intelligenz in der Beratung im Jahr 2021. Chatbots und Crawler wurden zudem in das Themenfeld Künstliche Intelligenz eingeordnet. Die Fragen „Wie können Chatbots/Crawler entwickelt werden? Wie werden sie definiert? Welche Arten von Chatbots/Crawler gibt es und wie sehen ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten aus?“ wurden an dieser Stelle beantwortet und flossen in den theoretischen Teil des Projektes ein. Für beide stellte die Einarbeitung in fachfremde Themen eine große Herausforderung dar, da beide bisher keinen akademischen Bezug zu den Inhalten des Masterprojektes hatten.

Herausforderungen als Chance betrachten

Gerade die Programmierung des Crawlers mit Python in einer Visual Studio Code Umgebung und die Implementierung des Powershell Scripts, für eine höhere Usability innerhalb des Twitterumfelds, hat Teile des Teams immer wieder vor Herausforderungen gestellt. Diese konnten sie jedoch stets mit Bravour meistern. Die gut funktionierende interne Kommunikation, die Hilfsangebote untereinander und die Unterstützung durch BOLD Consulting und Herrn Johannßen trugen über die unterschiedlichen Vorkenntnisse und die ausschließlich virtuellen Begegnungen hinweg. Schnell verstanden alle Teilnehmenden, nur wenn jedes Mitglied das Thema vollends versteht, kann die Arbeit ein voller Erfolg werden. Gerade das Zeitmanagement verlangte allen Studierenden viel ab. Neben den regulären Vorlesungen, Prüfungen und einem Vollzeitjob an einem solch großen Projekt zu partizipieren erfordert viel Disziplin. Es ist der positiven Grundstimmung, der Kommunikation auf Augenhöhe und den lösungsorientierten Denkweisen aller zu verdanken, dass eine gemeinsame Basis gefunden wurde. Herr Johannßen stellte für die Studierenden ein wahren Impulsbrunnen dar und fungierte nicht nur als ein absoluter Experte auf seinem Gebiet, sondern auch als wertgeschätzter Sparringspartner für alle Seiten.

Die Ziele und die Outcomes unseres Handelns sind immer an unseren Leitsatz „Beratung 5.0 I Künstliche Intelligenz für das Consulting von morgen“ gekoppelt. An dieser Prämisse bemisst sich der Erfolg unseres Projektes. Dieses entstand nicht aus reinem Selbstzweck heraus, sondern gründet sich auf den echten Bedürfnissen des Marktes. Nach dem Vorstellen der Abschlussarbeit im März würden wir das Projekt gerne mit den Studierenden als Jungunternehmer:innen weiterführen und gewinnbringend umsetzten.

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Durch die Nordakademie Gruaduate School und BOLD Consulting trifft Wissenschaft auf Realität.